
Den Rahmen der Theater-Revue bildet eine Zugfahrt Erich Kästners in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Möglicherweise ist er gerade wieder einmal auf dem Weg von seiner Münchner Freundin Luiselotte Enderle zu seiner anderen Freundin Friedl Siebert, der Mutter seines Sohnes Thomas, die in Berlin Hermsdorf am Waldsee eine Villa bewohnt. Vielleicht reist er von einer Verlagsbesprechung, einer Lesung oder einem Privatbesuch heim. Nichts Genaues weiß man nicht.
In einem Zugabteil trifft er auf einen jungen Mann, mit dem er in ein sehr privates Gespräch verfällt. Kästner hat es ja schon in seinem „Emil“ so treffend angemerkt: „Eine seltsame Einrichtung, diese Coupés. Man trifft auf wildfremde Leute und binnen ein paar Stunden hat man das Gefühl, man kenne sich schon ewig. Manchmal kann es sehr nett sein, manchmal aber auch nicht.“
Dieses Mal ist es nett. Sehr nett. Und informativ. Privates und Politisches verwebt sich mit den durch die Gruppe ZELINZKI vertonten Kästner-Gedichten zu einem Geschichtenteppich.
Die Musiktheater-Revue „Zug. Eine Reise mit Erich Kästner“ ist – nach dem 2016 erstmals aufgeführten Programm „Zwischen Mut und Übermut“ – die zweite große Produktion der von Friedrich Pürstinger und Stefan Schubert gegründeten Kompagnie Zelinzki. Zelinzki versteht sich als Künstlerkollektiv, in dem Theaterleute mit Musikschaffenden eng zusammenarbeiten. Mit der aktuellen Produktion tourt das Ensemble durch Österreich, die Schweiz und Deutschland.
Regie: Eva Billisich, Charly Rabanser
Gedichte: Erich Kästner / Text: Charly Rabanser / Mitdenker: Rupert Henning
Kompositionen/Musik: Friedrich Pürstinger, Stefan Schubert, Markus Peitli, Camillo Mainque Jenny
Schauspiel: Charly Rabanser (als Erich Kästner)
Bühne: Lois Ellmauer
Fotos: Anna Reisinger (fotografiert in der Lokwelt Freilassing)
Dauer: ca. 85 Minuten
Mittwoch, 22. November 2023, 20:00 Uhr
Kulturhof Stanggas
83483 Bischofwiesen, Berchtesgadener Str. 111
www.kulturhof.bayern/events/zug
Donnerstag, 23. November 2023, 20:00 Uhr
Cinetheatro
5741 Neukirchen am Großvenediger, Bahnhofstraße 117,
www.cinetheatro.com
Freitag, 24. November 2023, 20:00 Uhr
SichtBAR (im FeuerWERK)
6263 Fügen, Binderholz Straße 49
www.binderholz-feuerwerk.com/events-kultur/
Beatrix Neundlinger, Stefan Schubert, Alex Meik, Robert Kainar und Friedrich Pürstinger untersuchen mit ihrem Band-Projekt “Zelinzki” die aktuellen Befindlichkeiten der Österreicherinnen und Österreicher in Zeiten von Grenzzäunen und der zweiten allgemeinen Verunsicherung. Der Titel ihres multimedialen Musikprogramms, mit dem sie die Zuhörer auf eine Reise durch literarische und musikalische Genres schickten: „Zwischen Wut und Übermut“.
Zu den erfreulichsten, deutschsprachigen Produktionen des vergangenen Spätherbstes gehört Zelinzki mit einer geheimnisvollen Titulatur und zehn hörenswerte Tracks. Das Quintett mit bekannten Größen aus der Austropop, Folk und Songwriterszene überzeugt instrumental und vokal. Die stets erfrischende Beatrix Neundlinger (voc, flute), eine kontinuierliche Größe am Wiener Folkhimmel, und Mastermind sowie Produzent Stefan Schubert (guit, voc) interpretieren anspruchsvolle Texte von Brecht, Robert Gernhard und anderen Autoren; musikalisch bilden Strings, Sax und Klarinette den Vordergrund, die rhythm group um Meik, wo erforderlich, das pop-orientierte Backing. Schöne Arrangements bieten Überraschungen und ein abwechslungsreiches Hörerlebnis mit Tiefgang, das auch den Anhängern dunkelgrauer Liedern gefallen wird. Man muss die Weltformel demnach nicht verstehen, um dieses Album zu mögen. (Gerhard Strejcek – Concerto 1/2017)
ZELINZKI. Die Weltformel | SWS 550 | LC – erhältlich im wohlsortierten Fachhandel